Eine kurze Geschichte der Science-Fiction

The History of Science-Fiction von Ward Shelley

Die Geschichte der Science-Fiction nimmt ihren Anfang in der Literatur, genauer, in der Fantastik. Wo genau, ist schwer zu definieren. Elemente der Science-Fiction kann man schon in frühen Erzählungen und Märchen finden. Aber da bleiben es Elemente, denen der zukünftige oder wissenschaftliche Bezug fehlt. Auch Goethes Faust enthält mindestens ein Element, den verrückten Wissenschaftler. Und von E.T.A. Hoffmanns Sandmann muss ich hoffentlich gar nicht erst anfangen. Den richtigen Durchbruch aber macht Mary Shelly, mit ihrem Roman Frankenstein im Jahr 1818. Er enthält alles, was ein Science-Fiction-Roman haben muss… Dummerweise wird er eher dem Genre Gothic-Horror zugewiesen.

Der Anfang

Im Allgemeinen setzt man den Beginn der Science-Fiction im 19. Jahrhundert bei Edgar Allen Poe, Jules Verne und H.G. Wells an. Bei Poe war es eine „magisch verstandene Wissenschaftlichkeit“, Verne kombinierte Abenteuergeschichten mit wissenschaftlichem Optimismus und Wells brach in wissenschaftlich aufgemachten Fiktionen mit den gesellschaftlichen Ansichten seiner Zeit. In diesen drei Urformen der Science-Fiction findet man bereits sämtliche Themen, die von der späteren Science-Fiction aufgegriffen werden (Raumfahrt, Zeitreisen, technologischer Fortschritt, Invasionen aus dem All, Übermenschen).

Pulps

Mit der steigenden Technologisierung der Gesellschaft in den 20er und 30er Jahren bot die Science-Fiction schließlich eine Möglichkeit, die rapide steigende Informationsflut des technologisch-wissenschaftlichen Sektors zu verarbeiten. Dabei fand oft eine Entpolitisierung statt, die weg von den gesellschaftlichen Aspekten hin zu einer rein technologischen Betrachtung ging. Es wurde Massenliteratur mit pseudowissenschaftlichen Details in Heftchen für ein jugendliches Publikum aufbereitet, wodurch auch der Ausdruck „Pulps“ entstand.

Das Golden Age der Science-Ficiton

Ab 1937 wurden Bücher und Hefte abseits der reinen Unterhaltung produziert. Es entstand ein Markt abseits der Hefte, was insbesondere John W. Campbell, Herausgeber des Magazons Astounding Science Fiction erkannte. Er veröffentlichte erstmals Autoren wie Isaac Asimov, Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein. Diese und andere Publikationen verhalfen der Science-Fiction erstmals zu Ansehen abseits der Schundheftchen.

Die New Wave

Erst in den 60ern rehabilitierte sich die Science-Fiction als ernsthafte Literaturrichtung und die Geisteswissenschaften begannen, sich ernsthaft mit ihr zu befassen. Die Begeisterung für Science-Fiction in dieser Zeit entstand auch aus dem schnellen technologischen Fortschritt und den Möglichkeiten der Raumfahrt, die besonders in Amerika ihren Ursprung hatte und ihren Ausdruck in vielen Science-Fiction Serien wie Captain Video and his Video Rangers oder Space Patrol bereits seit den 50ern hatte. Zeitgleich wurde das Genre aber auch erwachsen. Es wurde mehr Wert auf raffiniertes Storytelling gelegt und Themen, die zuvor vermieden worden waren, wurden behandelt. Sexualität wurde erstmals thematisiert. Autoren dieser Zeit waren unter anderem Ursula K. LeGuin, Frank Herbert und Philipp K. Dick.

Cyberpunk

In den 80er Jahren beeinflusste die Erfolgsgeschichte des Computers das Genre maßgeblich und der Cyberpunk entstand. Autoren wie William Gibson und Mangaka wie Masamune Shirow nahmen die Leser mit in düstere Dystopien, deren Macht von virtuellen Welten gesteuert wurde. Die Aktualität der Thematik hält bis heute an, was man nicht nur an der Realverfilmung von Ghost in the Shell erkennen kann, sondern an vielen ähnlich gelagerten Film Projekten. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Zukunft in diesen Erzählungen uns fast eingeholt hat. Und manche düsteren Vorahnungen dabei sind, sich zu bewahrheiten.

Science-Fiction heute

Wir erleben gerade ein Comeback der Dystopien. Was wohl mit der eben erwähnten Überschneidung von technologischer Entwicklung und früheren Utopien zu tun hat. Anstatt zu den Sternen zu fliegen, haben wir immer noch ähnliche Probleme wie vor fünfzig Jahren. Die Warnungen des Cyberpunk verhalten ungehört und der Bruch zwischen Arm und Reich wird größer. Der Hype um Franchises wie Hunger Games, The Divergent oder Maze Runner ist nicht verwunderlich. Hier werden auch keine Jahreszahlen mehr genannt. Es ist Science-Fiction. Aber sie könnte heute spielen. Und erschreckenderweise fehlt meist nicht viel dazu. Wir befinden uns also im Zeitalter der Jugend-Dystopien. Jugendliche sind die Helden, vielleicht, weil sie uns Erwachsene retten können und den Weg für ein neues Zeitalter der Utopien bereiten können. Wir können also gespannt sein wie es mit der Geschichte der Science-Fiction weitergeht.