Eiland

Aldous Huxley Island Utopie

Autor: Aldous Huxley
Erscheinungsjahr: 1962
Ausgabe: Piper, 15. Auflage 2008

Zusammenfassung: Ein Journalist wird an den Inselstrand der fiktiven Insel Pala gespült, wo er für seinen Verleger versuchen soll, an das reichhaltige Ölvorkommen des kleinen Staates zu gelangen, der sich bislang dem Kapitalismus verschließt. Zunächst skeptisch gegenüber den Einheimischen und ihren fremdartiger Lebensweise, öffnet sich der Journalist immer mehr der Lebensrealität der Menschen, die Glück und die individuellen Bedürfnisse der Menschen über Konsumverhalten und Reichtum stellen.

Kommentar: Eiland (bzw. “Island” im original) ist einer der ersten Solarpunk Romane, die geschrieben wurde, bevor der Begriff überhaupt definiert wurde. Wobei die Bezeichnung “Roman” vielleicht nicht ganz richtig ist, denn es handelt sich vielmehr um ein philosophisches Manifesto, ein Nachlass von Huxley, der durch den dystopischen Roman “Brave New World” bekannt wurde. Er geht einfach der Frage nach, wie wir Menschen miteinander leben sollten und wo wirkliches Glück zu finden ist.

Dabei entwirft Huxley eine utopische Gesellschaft, die das Beste aus westlichem und östlichem Denken Zusammengetragen hat, Familienkonstrukte neu denkt und das Erziehungswesen revolutioniert. Dabei sind sowohl das Konzept offener Liebe, Polyamorie sowie Familienverbände, die Kindern die gleiche Rechte einräumen, wie Erwachsenen ihrer Zeit voraus und mit Sicherheit ein Vorläufer des 68er Denkens.

“Nur Männer und Frauen und ihre Kinder, die versuchen, sich das Beste aus dem Hier und Jetzt zu holen, anstatt anderswo zu leben, wie ihr das meist tut, in einer anderen Zeit, einem anderen hausgemachten vorgestellten Universum. Und es ist wahrhaftig nicht eure Schuld. Ihr seid beinahe gezwungen, so zu leben, weil die Gegenwart für euch so frustrierend ist.”

Viele der Gedanken basieren auf buddhistischer Philosophie, dem Bewusstmachen eines Jetzt, anstatt Idealen nachzujagen, die unerreichbar sind. Zur Handlung selbst lässt sich nicht viel sagen, außer dass der Journalist sowohl den überzeugten Einheimischen, die verschiedenerer Kulturen abstammen sowie dem in der Fremde aufgewachsenen Nachfolger des Radschas und seiner Übermutter begegnet. Die halten den idyllischen Frieden für blasphemisch und wollen ihn gegen die wohlwollende Diktatur des Nachbarlandes und deren Reichtum eintauschen.

Fazit: Eiland ist kein Roman, den ich allen empfehlen würde, denn es handelt sich vielmehr um ein philosophisches Statement von Aldous Huxley. Einer Idee, wie wir leben sollten. Eine Insel, die nach den Idealen des Solarpunk miteinander lebt und gegen die Unzulänglichkeiten des Menschen und dem innewohnenden Egoismus mit einer Kinder und ihre Bedürfnisse ernst nehmenden Erziehung gegensteuert. Eifersucht gibt es keine, es gibt Liebe und es gibt ein offenes Familienkonzept, in dem jede Person das suchen kann, was sie zum Glück benötigt.
In vielerlei Hinsicht handelt es sich um einen sehr modernen Roman, der die dunklen Seiten des Kapitalismus und totalitärer Regime vorhersieht, wobei er eher auf die Gespenster der Vergangenheit blickt. Aber: Es ist absolut keine leichte Lesekost und kein Buch, dass einfach so runtergelesen werden kann. Wer sich Eiland vornimmt, sollte sich Zeit mitnehmen, denn es ist kein Buch des aktuellen, schnellen Lesekonsum, sondern ein Buch, das nachdenklich macht. Und vielleicht auch die Konsequenzen des Klimawandels vorhergesehen hat:
“Sei gut zur Natur und sie wird gut zu dir sein. Verletze oder zerstöre sie und sie wird dich zerstören.”

Techtalk: 1/5
Alienlevel: 2/5
Kitschniveau: 1/5
Zukunftsnähe: 1/5
Denkdichte: 5/5